Stationen im Leben von Janusz Korczak
1878
Geboren am 22.07. 1878/1879 als Henryk Goldszmit in Warschau.
Eltern: Cecylia und Josef Goldszmit. Der Vater war Advokat und
stammte aus der östlichen Provinz, nähe Lublin.
1896
Erste Veröffentlichung als Gymnasiast unter dem Signum "Hen".
(Später auch unter dem Kryptonym: Hen.Ryk.).
DER GORDISCHE KNOTEN (In der Zeitschrift "Kolce" = Stacheln, in der er von 1986 - 1911 publiziert).
Bereits hier Thematisierung von Erziehungsfragen.
Vater Josef stirbt in einem Nervenkrankenhaus.
1898
Unter dem Pseudonym JANUSZ KORCZAK (das Pseudonym behält er im Folgenden sein Leben lang bei) gewinnt er mit einem Drama (in vier Akten) einen literarischen Wettbewerb (Jan-Ignacy-Paderewski-Wettbewerb).
Titel: WOHIN (Ktoredy) (ist verschollen).
Drama in drei Akten: ALLTÄGLICHE BEGEBENHEITEN (1898) ist ebenfalls bis heute nicht auffindbar. Drama DIE KINDER DES HOFS (1933) ist nicht auffindbar. Einige Chanukka-Spiele ("In der Sonne" und in der "Kleinen Rundschau" veröffentlicht) sind zur Beurteilung Korczaks als Dramatiker wenig ergiebig. So bleibt als wichtigstes dramatisches Werk das Drama DER SENAT DER VERRÜCKTEN (1931)
1901
Roman KINDER DER STRASSE.
Reise nach Zürich: Auf den Spuren Pestalozzis
1898-1904
Medizinstudium in Warschau.
Betreuung von Kindern im Warschauer Armenviertel.
Erste Betätigung im erzieherischen Bereich.
Medizinische Promotion. Arztstelle in einem Kinderkrankenhaus
1905/1906
Militärarzt im russisch-japanischen Krieg
1906
Roman KIND DES SALONS
1906-1911
Tätigkeit in einem Kinderkrankenhaus im Warschauer Armenviertel.
Gleichzeitig freipraktizierender und geschätzter Arzt bei den Wohlhabenden, um seine Hilfstätigkeiten zu finanzieren.
Medizinische Studien in Berlin (1907/08), Paris (1910) und London (1911).
In London fällt auch die Entscheidung, keine eigene Familie zu gründen: "An Sohnes Statt nahm ich die Idee, dem Kinde zu dienen."
(Brief an Mieczyslaw Zylbertal; vgl. SW 1, S. 478).
Anfänge der Pädiatrie.
Erzieher in “Sommerkolonien” mit bedürftigen Kindern und Jugendlichen (1904, 1907 und 1908).
Es entstehen Erzählungen für Kinder:
1910
DIE MOJSCHELES, DIE JOSCHELES UND SRULEKS
1911
DIE JOZEKS, DIE JANEKS UND FRANEKS
1913
DER RUHM (Slawa) (dt. Titel: Wladek)
1912-1914
Leitung des nach seinen Plänen gebauten jüdischen Waisenhauses in Warschau: “Dom Sierot” (=Haus der Waisen) in der Krochmalnastraße 92. Nur noch eingeschränkte Arzttätigkeit aufgrund der Tätigkeit im Waisenhaus.
1914
BOBO (beinhaltet auch EINE UNGLÜCKSWOCHE und BEICHTE EINES SCHMETTERLINGS (Entwurf einer typisch pädagogischen Entwicklungspsychologie vom Säuglingsalter bis zur Pubertät)
1914-1918
Militärarzt.
In den Schützengräben, in den Feld-Lazaretten, den Eisenbahnwagen und in den Marschpausen des Ersten Weltkriegs entsteht wohl sein erstes pädagogisches Hauptwerk “Wie liebt man ein Kind”
1918-1919
Teilnahme am Polnisch-Sowjetischen Krieg als Arzt der polnischen Armee in einem Seuchenlazarett in Lodz.
1919
WIE LIEBT MAN EIN KIND (erster Teil: Das Kind in der Familie)
1920
WIE LIEBT MAN KINDER (alle vier Teile: Das Kind in der Familie. Das Internat. Sommerkolonien. Dom Sierot).
Zweite und letzte Auflage: 1929 unter dem Titel: WIE LIEBT MAN EIN KIND (= Korczaks pädagogisches Manifest)
Ab 1919
Wieder Leiter von "Dom Sierot". Daneben mit Maryna Falska (1877-1944)
Errichtung und Leitung eines Waisenhauses für polnische Kinder ("Nasz Dom" = Unser Haus).
Vorlesungstätigkeit für Sonderpädagogik
1921/22
ALLEIN MIT GOTT. Gebete derer, die nicht beten.
DER FRÜHLING UND DAS KIND
(Erziehung und Bildung von Kindern unter den Aspekten: Eugenik, Kinderrechte, Vaterland, Kinder in der Natur etc.)
1923
Kinderroman KÖNIG MACIUS DER ERSTE und KÖNIG MACIUS AUF DER EINSAMEN INSEL
(bekannteste Kinderbücher Korczaks; wichtige Träger seiner pädagogischen Ideen. Mit der Kinder-Utopie vom "Kinderkönig" entwirft Korczak eine Parabel für den Kampf des Menschen um seine eigene Entwicklung sowie für die Reformierung der Welt und eine Erneuerung der Beziehung zwischen den Generationen)
1924
DER BANKROTT DES KLEINEN JACK
(Korczak vermittelt Prinzipien des Bank- und Genossenschaftswesens
an Kinder)
1925
Roman WENN ICH WIEDER KLEIN BIN
(für Kinder und Erwachsenen: der Protagonist erlebt die Welt gleichzeitig aus der Sicht eines Kindes wie eines Erwachsenen)
1926
UNVERSCHÄMT KURZ (Bezwstydnie krótkie)
(eine kleine Sammlung gesellschafskritischer Anmerkungen)
1926
Gründung der ersten Zeitung von Kindern und für Kinder
“Maly Przeglad” (= Kleine Rundschau) als wöchentliche Beilage der
polnisch-jüdischen Zeitung “Nasz Przeglad” (= Unsere Rundschau) in
polnischer Sprache
1929
DAS RECHT DES KINDES AUF ACHTUNG
(zweites pädagogisches Hauptwerk: Kampf für die Gleichberechtigung des Kindes unter Anerkennung seiner physischen und psychischen Eigenart)
1930
REGELN DES LEBENS. Pädagogik für Jugendliche und Erwachsene
(einfühlsame Relexionen über den Sozialisationsprozess im Kindesalter)
1931
Drama: SENAT DER VERRÜCKTEN (Senat szalenców)
(UA am 01.10.1931 im Theater Ateneum)
1934-39
Im polnischen Rundfunk: “Radioplaudereien des alten Doktors”
1934
1. Reise nach Palästina
1935
Roman KAJTUS, DER ZAUBERER (deutsch “Kaitus oder Antons
Geheimnis”)
1936
2. Reise nach Palästina
Im Umfeld der Palästina-Reisen und des zunehmenden
Antisemitismus auch in Polen enstehen Erzählungen über Kinder aus
der jüdischen Armut:
ESTHERS GEHEIMNIS (1938)
und HERSCHEKS MÄRCHEN (1938)
sowie in der "Palästina Bibliothek für Kinder" die Bändchen
DIE MENSCHEN SIND GUT (1938)
und DREI REISEN HERSCHEKS (1939).
Aus dem geplanten Zyklus "DIE KINDER DER BIBEL" erscheint 1939
nur die Geschichte des Kindes MOSE (die geplanten Kindheitserzählungen über Salomo, David und Jeremia werden nicht mehr realisiert)
1937
Goldener Lorbeer der Polnischen Akademie für Literatur
1938
DIE EINSAMKEIT DES KINDES, DER JUGEND UND DES ALTERS
EIN HARTNÄCKIGER JUNGE. Das Leben Louis Pasteurs
(hier verwirklicht Korczak eine alte Idee, dass durch das Vorstellen von beispielhaften Frauen und Männer der Kulturgeschichte Kindern ein Vorbild gegeben werden kann)
1939
FRÖHLICHE PÄDAGOGIK (Auswahl aus Radiovorträgen)
1940
Zwangsverlegung des Dom Sierot aus der Krochmalnastraße 92 in
das Warschauer Ghetto durch die deutschen Besatzer
(Ecke Siennastr.16 / Sliskastr. 9; den Haupteingang an der Chlodnastr. 33 lässt Korczak zumauern)
1942
TAGEBUCH (Pamietnik)
Erinnerungen (Ghetto-Tagebücher, ab Mai 1942 begonnen);
gerettet und später herausgegeben von Igor Newerly
1942
Anfang August Deportation des Dom Sierot mit Korczak, der mehrere Versuche zu seiner eigenen Rettung abgelehnt hatte, mit Stefania
Wilczynska, seiner Mitarbeiterin seit 1911, mit dem übrigen Personal und etwa 200 Kindern in das Vernichtungslager Treblinka
(vermuteter Todestag 5.8.1942)