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Sebastian Conradt

Schon als Jugendlicher habe ich mich zum ersten Mal mit dem Thema Macht in der Erziehung beschäftigt. Nicht unter dieser Überschrift, aber ich hatte Kindern Musikunterricht zu erteilen. Zwei Jungen sollten von mir lernen, auf der Klarinette zu spielen. Doch der eine von ihnen wollte nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Was also tun? Laut und streng werden? Ich wählte einen anderen Weg, aber ich musste viel darüber nachdenken. Ich wollte nicht, dass die Kinder vor mir Angst haben. Korczak kannte ich da noch nicht.

Während meines Zivildienstes in einem Heim für mehrfach behinderte Kinder musste ich erleben, wie mein Bezugskind, das ich sehr liebte, unerwartet starb. Das Mädchen war nur zehn Jahre alt geworden, und ich musste mich – ob ich nun wollte oder nicht – mit der Bedeutung des Todes für das Erwachsenen-Kind-Verhältnis auseinandersetzen. Eigentlich war mein Weg zu Janusz Korczak damit vorgezeichnet, aber ich kannte ihn noch immer nicht. Es brauchte den glücklichen Umstand, dass ich während meines Sozialpädagogik-Studiums in Hamburg auf Michael Langhanky traf, der an unserer Hochschule lehrte. Er erzählte uns von dem außergewöhnlichen, revolutionären Erzieher aus Polen – und wir Studenten schmissen das Curriculum um und forderten Michael auf, mit uns zu Korczak zu arbeiten. Höhepunkt wurde der gemeinsame Besuch in Warschau und Treblinka im Rahmen der internationalen Fachtagung anlässlich des 50. Todestages von Korczak.

Auch Jahrzehnte später und mit viel Berufserfahrung in der Jugendhilfe ist Korczak für mich unverändert die größte Inspiration in der pädagogischen Arbeit. Sein Leben und Werk darzustellen und zu verbreiten, sind für mich Motivation für mein Engagement in der Deutschen Korczak-Gesellschaft.