Laudatio für die Preisträgerin Marta Ciesielska
Die Deutsche Korczak-Gesellschaft e.V. vergibt in unregelmäßigen Abständen einen Korczak-Preis, welcher mit 500 Euro dotiert ist.
Der Preis zeichnet ein herausragendes Engagement aus, das sich der Verbreitung des Vermächtnisses von Janusz Korczak widmet, sein Leben und Werk einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht und damit wertvolle Erinnerungsarbeit leistet.
Die Deutsche Korczak-Gesellschaft e.V. verleiht den Janusz Korczak-Preis 2022 an Marta Ciesielska, die Leiterin des Korczakianums in Warschau, Polen.
Marta Ciesielska gehört unbestritten zu den ausgewiesenen Expertinnen und Experten von Leben und Werk Janusz Korczaks – und das über die Grenzen von Polen hinaus.
Als langjährige Leiterin und Verantwortliche des Korczakianums in Warschau, einer Begegnungs- und Informationsstätte von internationaler Bedeutung, das im Gebäude des ehemaligen Dom Sierot untergebracht ist, setzt sie sich unermüdlich dafür ein, dass das geflügelte Sprichwort „Haus der offenen Tür“ auch wirklich offenherzig gelebt wird. Unzähligen Schülern, Studenten, Lehrenden und interessierten Menschen aus der ganzen Welt hat Marta nicht nur die Türen in das Korczakianum geöffnet, sondern das Haus selbst mit ihrer fachlichen Expertise sowie auch menschlichen Zugewandtheit, Hingabe und Leidenschaft belebt.
Aufmerksam, freundlich, interessiert empfängt sie Besucher mit den unterschiedlichsten Anliegen. Sie versteht sich dabei auch immer als Lernende, ihr Sachverstand sowie ihre fundierten Kenntnisse zu Leben und Werk Korczaks paaren sich mit der demütigen Haltung der Pädagogin.
Sie hat die Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler im Blick, die jungen Menschen, die sich an Janusz Korczak heranwagen, und unterstützt sie bei ihrem Weg, der Themenfindung, Formulierung von Fragen, anstatt vorschnell Antworten zu geben.
Sie übernimmt Verantwortung für die Bildung der nächsten Generation und gewährt damit, dass der Staffelstab des Wissens rund um Korczak sicher in die nächsten Hände gegeben werden kann.
Die Früchte dieses wertvollen Engagements sehen wir an den vielen jungen Korczakianerinnen und Korczakianern, die durch Martas feinfühlige Art motiviert werden, ihren eigenen Korczak zu finden, wie es so schön heißt.
Ob in Polen, Deutschland, Israel und in vielen anderen Ländern, Marta Ciesielska ist unermüdlich unterwegs als Sprachrohr auf Korczak-Mission und das ohne zu missionieren im negativ behafteten Sinne. Der Dialog ist ihr Kompass. Sie gibt ihren Erfahrungsschatz offen weiter und geizt nicht mit Wissen. Sie steht bei Fragen rund um Korczak beratend zur Seite. Wer eine Anfrage hat, darf mit einer ernsthaften, ausführlichen und gründlichen Kommentierung rechnen. Dabei zeichnet sie ein äußerst genaues und sachliches Vorgehen aus, das verhindert, Janusz Korczak nach aktuellen Moden oder pädagogischen Strömungen in den Dienst zu nehmen. Wir haben sie über viele Jahrzehnte gleichermaßen als qualifizierte und kompetente Philologin zu Fragen von Quellen und Historikerin zu Fragen des sozialen Umfelds schätzen gelernt.
Von unschätzbarem Wert ist ihre (inzwischen leitende) Mitarbeit im Redaktionskomitee sowohl der polnischen als auch der deutschen Werkausgabe „Janusz Korczak: Sämtliche Werke“, ihre Mitgestaltung vieler Korczak-Tagungen und Projekte auf der ganzen Welt.
Auch heute hier im Tagungsraum an der Hochschule Düsseldorf gibt es viele Menschen, die Marta persönlich kennen und schätzen lernen durften. Weggefährtinnen und Weggefährten, die seit 20 Jahren und länger ihr Engagement bewundern und in den Genuss ihrer Arbeit gekommen sind.
Auch wir als Deutsche Janusz Korczak-Gesellschaft e.V. verdanken der Arbeit Marta Ciesielskas sehr viel und möchten daher ihr jahrzehntelanges, für die internationale Korczak-Gemeinschaft wegweisendes Engagement mit dem „Janusz Korczak-Preis 2022“ würdigen.
Der Vorstand der Deutschen Korczak Gesellschaft e.V.